Was man mag, dafür macht man auch gerne Werbung, und weil ich ein großer Liebhaber anspruchsvoller Musik bin, möchte ich hier ein paar meiner Lieblingsmusiker vorstellen, die das vielleicht nötiger haben als Franz Schubert oder Reinhard Mey:
Wer das eine oder andere schon kennt und mag, der wird sich die anderen Stücke ja vielleicht bei Gelegenheit auch einmal ganz unvoreingenommen anhören, und ich selbs bin natürlich für Hörtips jederzeit dankbar. Ich kenne Leute, die sich wie ich für Vivaldi, Schubert oder Beethoven begeistern können, aber dann schon bei Erwähnung eines Namens wie Janacek oder Debussy weggucken ("Nee, diese Modernen mag ich nich"), oder die von Miles Davis, Keith Jarrett oder Don Ellis noch nie etwas gehört haben.
Für alle Musikinteressierten hier meine Favoriten (aus voller Absicht schön durcheinandergewürfelt):
Miles Davis war ein geradezu manischer Musik-Erschaffer. Von den 50-er bis zu den 90-er Jahren hat der Mann Geniales in grundverschiedenen Jazz- Stilrichtungen geleistet: im Bebop zusammen mit Charlie Parker, im Cool zusammen mit dem Arrangeur Gil Evans (noch eine meiner Jazz-Ikonen), bei der Kreation des Jazz-Rock, und schließlich auch bei der Abkehr davon. Wer einen Audio - tüchtigen PC betreibt, kann sich einen Auszug aus der Solea aus dem Album "Sketches of Spain" zu Gemüte führen. Ich finde, mehr Seele kann wohl niemand in irgendein Instrument legen. |
Claude Debussy
hat nun GANZ andere Musik geschrieben. Impressionismus
in der Musik? Bei großen Orchesterwerken ist das noch nicht einmal
sooo typisch wie z. B. bei den Preludes für Klavier - unheimlich einfühlsame
Vertonung von Motiven wie dem Westwind, der über die Landschaft dröhnt,
eine von der See überflutete Kathedrale oder etwas dilettantische
Bänkelsänger, dabei ist diese Musik so völlig unverbraucht
und spannend von Ton zu Ton! Das lebendigste Werk ist aber trotzdem vielleicht
die Suite Iberia aus den Images pour le Piano. Wer Carmen oder die
verkaufte Braut mag, mag das bestimmt auch.
Jan Garbarek
Der norwegische Saxophonist wird gemeinhin dem
Jazz zugerechnet, aber das Etikett "Welt-Musik" oder "Folklore" würde
ihm wohl auch kein Unrecht tun. Wie auch immer: Jan Garbarek spielt sehr,
sehr einfühlsam - betreffs der Hingabe an seine sehr melodischen Themen
als auch, was die Abstimmung mit anderen Musikern angeht, mit denen er
in vielfätigen Kombinationen zusammenspielt. Dabei kann es sich dann
um Repräsentanten griechischer oder lappländischer Volksweisen,
um Jazz-Rocker oder um Interpreten gregorianischer Choräle handeln.
Leos Janacek war mit seiner Musik eine
Vorzeigefigur der Tschechoslowakei; er hat in seinen Kompositionen folkloristische
Themen aufgenommen wie auch Smetana, daraus aber rhytmisch und insbesondere
harmonisch unglaublich packende, ungewohnte Sachen gemacht, die zumindest
bei mir immer noch für STUNDEN nicht aus dem Kopf gehen.
Janacek's Musik ist gerade 'in', wie ich gelesen
habe. Ist mir egal, außer insofern, als ich dadurch jetzt etwas öfter
etwas von ihm im Radio zu hören kriege. Am liebsten z.B. die Sinfonietta,
die u.a. Jiri Kilian als Vorlage für eine umwerfende Ballettchoreographie
und der Gruppe Emerson, Lake & Palmer als Basis für den Titel
"Knife Edge" gedient hat. Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig,
aber stark suchtgefährdend!
Keith Jarrett
ist ein Musiker, dessen Musik vielleicht mehr Leute kennen als ihnen bewußt ist. Was Keith Jarrett zu Piano solo live vor sich hin improvisiert hat ist dermaßen beliebt als Hintergrundmusik, daß wohl jeder schon einmal etwas davon gehört hat. Was aber so schön zum Darüberhinweghören verleitet ist eigentlich doch die ungeteilte Aufmerksamkeit wert, und inzwischen ist es soweit gekommen, daß es von den improvisierten Live-Konzerten z.B. in Bremen, Lausanne |
BAP ist eine Rockband um den Kölner
Wolfgang
Niedecken. Deren Songs sprechen mir öfters aus der Seele, und
manche von deren Eigenheiten, wie z.B. der Verzicht auf eine erfolgversprechende,
schon angelaufene DDR-Tournee (weil sie sich nicht zensieren lassen wollten)
oder das Festhalten an den für viele unverständlichen kölschen
Texten bergen für mich den Trost, daß wenigstens manche Popmusiker
noch nicht durch den Kommerz der Musikbranche korrumpierbar geworden sind.
Gegenbeispiele sehe ich leider viel zu viele. :=(
Igor Stravinsky
hat im Lauf seines Lebens zahlreiche Neuerungen
ausprobiert und war wohl mehrfach so etwas wie eine Vaterfigur für
die komponierte Musik dieses Jahrhunderts. Viele seiner Werke gehen zugegebenermaßen
über meinen musikalischen Horizont - aber die Ballettmusiken aus Stravinskys
Frühzeit, die haben es mir doch angetan. Le Sacre du Printemps,
Petrutschka
oder L'Histoire du Soldat sind einfach so eingänglich, daß
man diese Musik im Ohr behält, aber gleichzeitig so schillernd und
unergründlich, daß man sie nie vollständig verarbeitet
hat. Vielleicht kommt daher auch der bleibende Anreiz, diese Musiken, die
nach allgemeiner Meinung derart untanzbar sind, doch mit Ballettchoreographien
zu bearbeiten. Genauso faszinierend und viel eingänglicher ist übrigens
das Ballett Pulcinella, das nur aus neuarrangierten Werkbruchstücken
des barocken Italieners Pergolesi zusammengesetzt ist.
Aziza Mustafa Zadeh
kommt aus Azizabaid.. - ach nee, aus Azerbaidjan und ist stark von ihrem Vater, einem ehemals namhaften Komponisten des Landes, beeinflußt. Die Frau spielt hauptsächlich Klavier, gibt aber auch Einlagen mit Percussion oder Gesang. Was man von ihr zu hören bekommt ist teils komponiert und teils improvisiert - aber immer von einer Intensität und Stärke, die bei |
dieser zierlichen Erscheinung doch überrascht. Aziza Mustafa Zadeh ist außerhalb Deutschlands gar nicht einmal sooo bekannt, deshalb gibt es speziell diesen Hinweis auch etwas erweitert als Aziza Fan Page in English, u.a. mit einer Hörprobe. |
Für Musiken zum Probehören lesen Sie Ihr Radioprogramm und vergessen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Oder besuchen Sie folgende Websites:
Miles Davis und Gil Evans ...und nochmal Miles Davis ...und immer nochmalMiles Davis
Claude Debussy, und nochmal Claude Debussy
...und ein paar Überblickseiten mit Verweisen für ganz viele (Jazz-)Musiker:
Eine
Sammlung von CDs für jede Jazz-Sammlung
(Daher stammt auch die Probe im Miles-Davis-Absatz.)
Produktwerbung
der Fa. ECM mit vielen Audio-Samples
(Wenn sie so informativ ist, hat selbst Reklame
ihre Existenzberechtigung.)
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