Sa, 05.10.96: Cairns - Norman Reef (Tauchkurs)

Tauchkurs (Tag 3): Outer Reef

Zeit ab an Strecke Programm Bemerkungen
6:00 Cairns Norman Reef 42 km (Tauchgänge 1 + 2)
Schriftliche Prüfung
 

Um 5:15 Uhr wollte der Wecker klingeln, aber ich war eine Minute schneller. Um 5:50 Uhr hatte ich meinen Koffer im Luggage Room untergebracht und ausgecheckt. Der Bus kam auch nur kurze Zeit später und brachte uns nach der Pick-Up Tour wieder zum Deep Sea Divers Den, wo wir uns bloß meldeten und die Sachen in eine Kiste schmissen. [Tatjanas Vater war als Schnorchler und Susis Freund als Advanced Open Water Schüler mit dabei.] Der größere Bus brachte uns dann zur Trinity Wharf zum Boot, der Explorer II.
[Zuerst wurde die Crew vorgestellt und der Ablauf an Bord besprochen. Greg war der Skipper, Jason der Divemaster, Steve und Horst die Tauchlehrer, Steph(anie) die Köchin und Kristin half ihr. Außer den beiden Tauchgruppen gab es noch weitere Advanced Open Water Schüler und einige Certified Divers, die nur so zum Tauchen mit waren. Frühstück, Mittag und Abendbrot wurde von Steph gemacht. Es war im Preis inbegriffen. Getränke (VB, Cola, Fanta, Säfte) konnte man sich aus dem Kühlschrank nehmen und auf einer Liste Striche machen, die dann auf der Rückkehr abgerechnet werden sollte. Es gab noch einige Regeln. Bier durfte erst nach dem letzten Tauchgang getrunken werden. Der Innenraum durfte nicht im Wetsuit betreten werden (Strafe: Sixpack). Außerdem war die Benutzung der Toiletten verboten, während Taucher im Wasser waren.] Die Paare bekamen die Doppelzimmer und der Rest wurde auf Viererkabinen im Rumpf aufgeteilt. Die Fahrt ging aus dem Hafen, bei relativ geringen Wellen, aber das Boot oder der Kapitän hatten doch große Probleme und das Boot rollte ganz extrem, so daß es fast unmöglich war, auf dem Oberdeck zu stehen und die Sachen zu verstauen. Nachdem ich eine Zeitlang auf dem Oberdeck gesessen hatte, war es dann doch Zeit, sich vom gegessenen Apfel wieder zu trennen. Wir stoppten einmal, als der Skipper seinen Fang an Bord holte (ein Thunfisch, etwa 30 cm) und dann auch noch für das Mittagessen zerlegte. Danach hielt ich mich im Innenraum auf und döste. Gegen 11 Uhr waren wir am Norman Reef, das knapp unter der Wasseroberfläche erschien. [Um das Riff nicht unnötig zu beschädigen, wurde das Boot an mehreren O-Ringketten festgemacht statt den Anker zu werfen. In der Nähe waren zwei oder drei andere Boote, eine Plattform, an der ein Boot ankern, und eine, auf der ein Hubschrauber landen konnte.] Zuerst gingen die Advanced Open Water Schüler ins Wasser, dann die Gruppe [des englischsprachigen Kurses] von Steve und dann die von Horst.
Als ich im Wasser auf den Schnorchel wechselte, trat wieder das Problem auf, daß ich unregelmäßig zu atmen (und zu schlucken) begann. Ich wechselte auf den Lungenautomaten und es war nicht viel besser. Als dann auch noch die Brille einseitig halb voll Wasser lief und meine Unruhe stieg, machte ich auf mich aufmerksam, klinkte mich aus der Gruppe aus und schwamm zum Boot zurück. [Christian schwamm auf dem Weg neben mir her.] Es blieb im Wasser kaum Zeit, um diesem Effekt genauer unter die Lupe zu nehmen bzw. zu beobachten, ob es sich mit der Zeit besser einpegeln würde. Während der ganzen Zeit versuchte ich, mir zu überlegen, ob es Sinn machen würde, das Ganze im zweiten Tauchgang erneut zu versuchen. Ich kam zu keiner eindeutigen Meinung. [Horst bot mir an, im zweiten Tauchgang der Anderen die Übungen des ersten Teils zu machen und dann noch einen Tauchgang für die Übungen aus Abschnitt zwei nachzuschieben.] Nach dem Lunch und nach den ersten Eintragungen der Anderen in ihre Logbücher kam der Moment für eine Entscheidung. Nach dem kurzen geistigen Vorstellen einiger der zu machenden Übungen entschied ich mich gegen einen zweiten Versuch. Trotzdem machte ich noch einen Test mit einem Glas Salzwasser. Der Brechreiz war zwar nicht so stark wie ich ihn aus dem Wasser in Erinnerung hatte, aber das ungute Gefühl war noch da. Deshalb blieb ich bei meiner Entscheidung. [Ich fragte Horst, ob eine Möglichkeit bestehen würde, daß ich trotzdem nochmal kurz im Wasser testen könne, ob die Wiederholung eines Tauchkurses für mich Sinn mache. Es kam ein "Vielleicht" zurück.] Ich schaute den anderen noch beim Abtauchen zu, ging dann in die Kabine und überflog die Kapitel drei bis fünf des Taucherhandbuchs und arbeitete an meinem Tagebuch.
[Das war sicherlich das Schlüsselereignis bisher. Ich hatte mich sehr auf das Tauchen, genauer das Betrachten des Riffes aus der Taucherposition, gefreut und nun dieses Desaster. Meine Stimmung war auf dem absoluten Tiefpunkt und ich versuchte in der ersten Zeit, den Anderen aus dem Weg zu gehen, was auf dem kleinen Schiff natürlich nicht besonders gut klappte.]
Zwischen den Tauchgängen herrschte fast immer viel Hektik an Bord, weil sich die verschiedenen Tauchgruppen in Vorbesprechungen auf ihre nächsten Tauchgänge vorbereiteten. Vor dem Dinner lernten einige fleißig, besonders die Tauchzeitberechnung. [Ein neuer Tauchgang durfte nicht so tief wie der Vorangegange sein.] Als Dinner gab es Gulasch auf Reis. Das war recht gut. Ich sagte Horst, daß ich die Prüfung mitschreiben wolle und überflog nach dem Dinner nochmal die letzten drei Kapitel. Gegen 19 Uhr teilte Horst die Unterlagen aus und ging mit der Advanced Gruppe auf einen Nachttauchgang. Einige Fragen auf den Fragebogen waren wegen der Qualität der Kopien nicht korrekt zu lesen und Steve mußte oft aushelfen. [Dies ging aber nicht immer problemlos, da sich z.T. seine Interpretation der Fragen von der von Horst zu unterscheiden schien. Besonders umstritten war die Frage, wie lange man nach dem letzten Tauchgang warten muß, bevor man fliegt (sich in die Lüfte begibt).] Es dauerte recht lange, bis Horst nach der Rückkehr der Gruppe gesichtet wurde. Fragen klärte er nicht mehr, sondern fing gleich mit der Korrektur an. Die Punktespanne lag zwischen neunzig und hundert Prozent, die ich als einziger hatte. Ich bekam dafür von Horst ein Bier, während die Anderen eines an Horst abtreten mußten.
Bis halb zwölf quatschten und tranken wir in einer immer kleiner werdenden Gruppe. Simon (28) arbeitete für eine kleine schweizer Firma, die Maschinen für Einlagen in Zeitungen baute. Er war deswegen schon in Berlin, Hannover (Madsack), Frankfurt, Tschechien, Bangkok und zuletzt 19 Monate in Sydney. Gina (Jahrgang ´73) arbeitete in der Schweiz in einem Gourmetrestaurant als Bedienung. Susanne (Jahrgang ´70) und ihr Freund Wolfgang wollen heiraten, auf einen Freitag, den Dreizehnten.

Übernachtung auf See